Wenn uns so etwas passieren würde…
Neuntklässler informieren sich zum Thema „Flüchtlinge“
Ich habe keinen wirklichen Kontakt zu einem Flüchtling mussten wohl die meisten der über 50 Schüler und Schülerinnen der Religionsklassen 9b/d und der Ethikklasse 9 zugeben. Anlass genug einmal im Religions-und Ethikunterricht über den Umgang mit Flüchtlingen bei uns nachzudenken.
In der 1. Veranstaltung kam Dr. Jörg Sieger, der bei der Caritas Freiburg zuständig für die Betreuung Ehrenamtlicher in unserer Gegend ist, zu uns. Man hört zwar auch Gutes über Flüchtlinge, bekommt aber doppelt soviel Schlechtes über sie mit, meinte ein Schüler. Dr. Sieger provozierte uns gleich zu Beginn, indem er alle Zuhörer in „gute“ und „nicht so gute“ Schüler (und Lehrer) einteilte und entsprechend gut oder gemein behandelte. Einziges Kriterium war die Zugehörigkeit zur Konfession. In einem Film wurde uns dann gezeigt, wie schnell Vorurteile und rassistisches Denken entstehen können. Dr. Sieger machte uns bewusst, dass es „gute“ und „böse“ Menschen in jeder Gesellschaft – also auch bei uns! - gibt. Aber eine andere Religion, eine andere Hautfarbe, eine andere Kultur dürfe kein Kriterium sein Menschen besser oder schlechter zu behandeln.Er warb dafür, offen und ohne Vorurteile auf alle Menschen zuzugehen.
In der folgenden Woche lernten wir dann einen „echten“ Flüchtling kennen. Monaf Sahan, 27, war vor einem guten Jahr aus Syrien nach Deutschland geflüchtet und lebt zur Zeit bei einer deutschen Familie in Hambrücken. Er zeigte uns sein Land Syrien vor und während des Krieges in einer beeindruckenden Präsentation. Ich weiß jetzt, was sie alles erlebt haben und durchmachen mussten. Es hat mich sehr betroffen gemacht, als ich die Bilder von Syrien gesehen habe(...) Sie haben so viele Bekannte und Verwandte verloren und hatten so einen schweren Weg überhaupt hierher zu kommen. Ihr ganzes Leben hat sich verändert. Wenn uns so was passieren würde, wollten wir auch, dass man uns gut behandelt. Es sind Menschen so wie wir, die auch mal ein gutes Leben geführt haben, fasste hinterher eine Schülerin ihre Erfahrungen zusammen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass kein Mensch einfach so seine Heimat verlassen kann, meinte eine andere Schülerin. Ich kann jetzt ein besseres Verständnis für Flüchtlinge aufbringen.
Nach der Präsentation beantwortete Monaf Sahan noch viele Fragen der Schüler, diesmal in Deutsch, was er schon erstaunlich gut beherrscht.